Hilfe für verletzte Greifvögel und Eulen
Im Juni war ich wieder zusammen mit der Journalistin Stéphanie Grix unterwegs, mit der ich viele Tiergeschichten für das Magazin „Aufs Land“ bearbeite: Wir besuchten die Greifvogelstation der Oberförsterei bei Hohenleipisch. Wanderer und Spaziergänger, die kranke oder verletzte Greifvögel finden, können sie zu dieser Station bringen. Dort werden die Vögel untersucht, verarztet und solange dort behalten, bis man sie wieder auswildern kann.
Um für alle Eventualitäten gerüstet zu sein, habe ich diesmal weit mehr an Fotoausrüstung eingepackt als sonst. Ich wusste nämlich nicht, wie weit ich mich an solch ein Tier heranwagen darf, und ob die Tiere auch ruhig sitzen bleiben oder sich eher verstecken und wegfliegen. Es war dann doch einfacher als gedacht: Die Vögel sind entweder krank oder verletzt – und daher ruhig.
Eine Krankenstation speziell für Greifvögel und Eulen
Die Station steht auch interessierten Vogelfreunden offen: Es gibt Führungen und viele Info-Tafeln. Doch zu allererst ist es eine Krankenstation. Deshalb sind die Volieren so gestaltet, dass die Vögel Ruhe haben, nicht abgelenkt werden, und dass die Räume auch leicht zu reinigen sind.
Der Leiter, Herr Falko Göbert, und sein Kollege Torsten Pawlack zeigten uns die Anlage und ihre gefiederten Patienten. Im ersten Krankenzimmer war ein Uhu mit wundervollen orangeroten Augen, typischer Gefiederfärbung und langen Federohren. Dann bekamen wir einen jungen Kauz zu sehen. Ich packte mein Makroobjektiv aus, um die beeindruckenden großen, tiefschwarzen Augen festzuhalten sowie diese wunderbaren Federn und die – trotz seiner Jugend – beeindruckenden Krallen. Herr Göbert zog eine Schwinge auf, und so konnte ich die herrlichen Federn ablichten.
Uhus, Käuze und die heimischen Greifvögel kannte ich schon.
So ein Sperlingskauz ist einfach „süß“
Nun aber kamen wir zu einem Sperlingskauz, der seinen rechten Flügel gebrochen hatte. Deshalb stellte er ihn etwas vom Körper ab, wie auf den Fotos gut zu sehen ist – und den Vogel hätte ich am liebsten mitgenommen!
Ich finde ja das Wort „süß“ in Bezug auf Tiere meistens viel zu verniedlichend und deshalb eher unangebracht. Doch bei diesem Sperlingskauz kam selbst mir gleich ein „Ach, wie süß!“ in den Sinn.
Leider konnte ich ihn nicht in Größenrelation zu einem bekannten Gegenstand fotografieren. Daher wirkt er auf dem Bild genauso groß oder klein wie der Uhu – nur ist der Sperlingskauz (Glaucidium passerinum) gerade mal so groß wie eine ausgewachsene Taube. Zum Vergleich: Ein Uhu wird zwischen 60 und 70 Zentimeter groß, ein Sperlingskauz nur 16 bis 19 Zentimeter.
Auch Greifvögel werden geröntgt
Bei Brüchen werden die Tiere geröntgt und – so möglich – mit Draht wieder flugtauglich gemacht. Neben verletzten und kranken Tieren kommen auch Jungvögel zu Herrn Göbert und Herrn Pawlack in die Station, die aus dem Horst gefallen sind, wie die drei Falken. Aber leider ist in manchen Fällen keine Auswilderung möglich, wie bei dem Seeadler, der einen Teil seines linken Flügels eingebüßt hat. Herr Göbert hat ihn für mich gehalten, und so konnte ich sehr beeindruckende Aufnahmen von seinen Augen und den Krallen machen.
Fly away
An diesem Tag wurde ein Bussard wieder freigelassen. Dazu musste er erst mit einem Köcher gefangen werden. Und so war es noch einmal möglich, aus nächster Nähe mit dem Makroobjektiv tolle Aufnahmen von Augen und Schnabel zu machen.
Die Station nimmt auch Rabenvögel auf, wie den Kolkraben (Corvus corax) Rudi, der – ganz typisch Rabe! – zwar neugierig ist, was ihm da vorgehalten wird, aber doch den sicheren Abstand wahrt. Neben den kargen und zu den Seiten abgeschlossenen Krankenzimmern hat die Station eine Schau-Voliere, die von einem Ehepaar aus Franken gestiftet wurde.
Der Besuch war eine tolle Erfahrung – meine Faszination für die Wunder der Natur wurde wieder einmal geweckt: Die feinen Federn, diese großen, klaren Augen und die extrem spitzen und teils scharfen Krallen sind einfach beeindruckend.
Ich hoffe, der Artikel im Magazin „Aufs Land“ hat einige Leser bewogen, die Station zu besuchen und sie mit Spenden zu unterstützen. Übrigens bieten die Mitarbeiter der Greifvogelstation auch Umweltbildung an.
Greifvogelstation „Foersterei Oppelhainer Pechhuette“, Gorden-Staupitz, Brandenburg, Deutschland, DEU, 21.06.2016, Foto: Eberhard J. Schorr