Fotografie 04 • Hühner fotografieren

Nahaufnahme des Kopfes einer braune Legehenne

Hühnerfotografie: Die Herausforderung der flinken Tiere

Hühner zu fotografieren klingt im ersten Moment einfach, sie haben keine Hörner, keine Reißzähne oder scharfe Krallen und davon fliegen können sie auch nicht wirklich.

Stimmt so weit, jetzt das große ABER:
Hühner sind schnell, sie sind klein und sie hocken auch gerne dicht beisammen.

Manche Herden sind schreckhaft und die Tiere sind schneller weg, als ich den Fotoapparat vors Auge halten kann. Andere sind so neugierig und stürmen schon mal auf mich zu, sodass ich ein einzelnes Tier vor lauter Hühner nicht mehr fokussieren kann.

Augenhöhe: Der Schlüssel zu gelungenen Hühnerporträts

Eine Gruppe von braunen Legehennen suchen auf der Wiese nach Nahrung.
Legehennen suchen auf der Wiese nach Futter | für die hosberg ag, Schweiz

Gute Fotos von einzelnen Hühnern bekommt man nur, wenn man sich auf Augenhöhe begibt, d.h. ab auf die Knie. Nach einiger Zeit tun die selbigen auch weh, deshalb als Tip, Arbeitshosen mit Kniepolster kaufen, so wie sie Pflasterleger auch tragen.

Ein Huhn blickt beim Gehen direkt in die Kamera. Im Hintergrund sind noch weitere Hühner zu sehen.
junger Hahn | für die hosberg ag, Schweiz

Räumliches Sehen bei den Hühnern: Eine fotografische Herausforderung

Die nächste Herausforderung fürs Fotografieren von Hühnern beruht auf der Anordnung ihrer Augen.

Wenn ich mit einem Teleobjektiv fotografiert habe, kam es häufig vor, dass der Körper scharf, der Kopf aber verwackelt war. Hier bin ich dann verzweifelt, ich konnte mir dieses Phänomen nicht erklären; Gott sei Dank war der Bauer bei mir und ich hab ihn die Bilder gezeigt. Er wusste auch gleich, weshalb das so ist. 

Portrait eines Huhnes von vorne. Beide Augen sind scharf
Die Augen sitzen an der Seite des Kopfes, fast genau gegenüber, dies erschwert das räumliches Sehen. | für die hosberg ag, Schweiz

Die Augen der Hühner befinden sich auf den Seiten des Kopfes und blicken in beinahe entgegengesetzten Richtungen. Das Sichtfeld überschneidet sich somit kaum. 

Damit das Federvieh nun ein dreidimensionales Bild generieren kann, muss es zwei Bilder, die leicht versetzt sind, erstellen. Diese beiden eindimensionalen Bilder fügt das Gehirn zu einem dreidimensionalen Eindruck zusammen. (Bei uns Menschen und den anderen Jägern sind die Augen so angeordnet, dass sich die zwei Sichtfelder größtenteils überlappen.)

Weißer junger Hahn im Portait
Weißer junger Hahn im Portait | für die hosberg AG, Schweiz

Damit das Huhn auch zwei leicht versetzte Bilder bekommt, bewegt das Federvieh seinen Kopf vor und zurück. Bei Tauben kann man dies sehr gut beobachten, wie sich ihr Kopf vor und zurück bewegt, nur Hühner machen diese Bewegung viel, viel schneller.

Abhilfe bringt es, die Verschlusszeit zu verkürzen, so erhält man auch scharfe Fotos vom Kopf

Weißer junger Hahn im Portait | für die hosberg AG, Schweiz
Weißer junger Hahn im Portait | Ausschnitt | für die hosberg AG, Schweiz

Meistern Sie die Belichtung: Fototipps für das weiße Federkleid

Die andere Herausforderung beim Fotografieren von Hühnern ist das weiße Federkleid. Auf der einen Seite soll es auf dem Bild auch weiß erscheinen, auf der anderen Seite soll der Betrachter die Struktur der Federn erkennen können. Hier empfiehlt es sich, etwas unterzubelichten und in der Postproduktion die sehr hellen Bereiche selektiv vom Rest des Bildes nachzubelichten.

5 unverzichtbare Tipps für erfolgreiche Hühnerfotografie

Wie schon erwähnt, reagieren die Hühner unterschiedlich, wenn jemand mit der Kamera in ihren Bereich eindringt. Vieles gilt generell für die Tierfotografie:

  • die Tiere erstmal beobachten, um zu sehen, wie die Stimmung so ist und ob die Neugierde den Fluchtreflex besiegt.
  • sich langsam bewegen, keine hektischen Bewegungen machen.
  • wenn man einzelne Tiere fotografieren möchte, sollte man die Kamera tief am Boden halten. Dazu entweder einen Winkelsucher nutzen oder eine Kamera mit schwenkbaren Display, wer beides nicht hat, muss sich flach auf den Boden legen. Nur so bekommt man Bilder, die es dem Betrachter ermöglichen, mit dem Tier auf Augenhöhe zu sein.
  • Ideal wäre es, mit zwei Kameras zu arbeiten, eine mit einem Weitwinkel oder Standard-Zoom und eine zweite mit Tele-Zoom ausgestattet. Das hat den Vorteil, dass man nicht die Linse wechseln und sich daher noch mehr bewegen muss und damit die schüchternen Tiere erschrickt.
  • was natürlich für alle Motive gilt, aber hier besonders: man muss seine Kamera und seine Objektive in- und auswendig kennen. Wenn man noch überlegen muss, wo jetzt diese und jene Einstellung ist, ist das Huhn auch schon wieder weg.

Auch Hühner zu fotografieren, will gelernt sein.

Selbst als erfahrener Fotograf muss man stets dazulernen. So habe ich gelernt, dass es einiges an Geschick und Wissen braucht, um von Hühnern eine gute Aufnahme zu machen. Hennen und Hähne bringen für uns Fotografen ihre eigenen Herausforderungen mit. Wenn man weiß, wie, dann macht die Hühnerfotografie richtig viel Spaß.

Eberhard Schorr • Der Landfotograf • März 2024