Tierfotografie 01 • Über meine Art Tiere zu fotografieren

Alternative Ein Graugänse Paar

Ein Graugänse Paar • Milchschafhof Pimpinelle

Wie bei allem was ich fotografiere, stelle ich mir die Frage: Wie ist meine Einstellung zudem was ich fotografiere, was interessiert mich daran und was möchte ich zeigen? Kurz: Welchen Standpunkt nehme ich ein.

Der Standpunkt des Fotografen

Dies ist gerade bei Tieren in zweierlei Hinsicht eine entscheidende Frage. Mein Standpunkt im übertragenen Sinne und beim Fotografieren. Also, wo und wie stehe ich dem Tier gegenüber.

Wieso sind diese Fragen so wichtig? Ein Foto kann nur dann einen Betrachter ansprechen und für diesen interessant sein, wenn der Autor des Fotos auch etwas zu sagen hat. Kaum jemand hört jemand anderem zu, wenn dieser schweigt oder unzusammenhängende Worte und Satzfetzen von sich gibt.

Ziegenbock

ausgewachsener Ziegenbock • Reimehof, Wallsdorf

Sobald ich lebendige Wesen mit der Fotokamera abbilde versuche ich dies auf gleicher Augenhöhe zu machen. Meine Absicht ist es, dem Tier gegenüber zutreten, es wahrnehmen zu können auf seiner Höhe. Wenn ich von oben ein Bild mache, dann stelle ich auch später den Betrachter in diese Position. Die Perspektive „von-oben“ empfinde ich als arrogant, überheblich, anmassend. Der/Die Abgebildete befindet sich in einer schwächeren Position, er/sie wirken kleiner, hilflos, ausgeliefert. Egal wen oder was ich fotografiere, dies möchte ich nicht zeigen. Eine Ausnahme gibt es, das wären erotische Fotos.

Was will ich als Fotograf dem Betrachter vermitteln?

Was ich zeigen will, ist die Einmaligkeit und die Größe, die ein jedes lebendige Wesen besitzt und ausmacht. Bei Tieren speziell noch die Eigenart, das Besondere und das Typische für dieses Tier. Dies kann ich nur dann zeigen, wenn das Tier artgerecht gehalten wird.

Hahn und Henne • Hof im Winkel

Hahn und Henne • Hof im Winkel, Thomsdorf

Besonders aufgefallen ist mir der Zusammenhang zwischen dem Wesen eines Tieres und der Haltung bei den Schweinen von Familie Lück. Auf dem Hof von Lücks leben eine handvoll Schweine auf einem umzäunten Freigehege unter hohen Bäumen.

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Schweine in Freilandhaltung, Bauernhof Familie Lück, Pausdorf

Die Schweine verhalten sich in etwa so wie Hunde es tun. Sie kommen auf einem zu, heben den Kopf und schnuppern an einem herum. Sie lassen sich streicheln und wenn man weiterläuft, begleiten sie einen.

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Die jungen Schweine sind sehr neugierig und bestürmen hier den Fotografen, Bauernhof Familie Lück, Pausdorf

Sie sind sehr neugierig und graben tiefe Löcher. In dem Gehege bei den Lücks liegen Strohballen, die die Schweine gern mal quer über das Gelände schubsen, nur so aus Spaß.
Um nun das Wesen der Tiere auf den Fotos zeigen zu können, muss ich mich auf deren Höhe begeben. Die meiste Zeit verbringe ich beim Fotografieren von Tieren kniend. Da dies dann doch mit der Zeit weh tut, habe ich mir spezielle Arbeitshosen gekauft bei denen Taschen aufgenäht sind, in denen man Gummipolster an den Knien einschieben kann. So hab ich immer eine weiche Unterlage dabei.

Toggenburger Ziege

Toggenburger Ziege • Capriolenhof, Fürstenberg

Zudem habe ich mir für meine Kameras (Nikon D700), die leider keinen Klappbildschirm besitzt, einen Winkelsucher gekauft, den ich auf das Okular schraube. So kann ich von oben durch den Sucher schauen und kann die Kamera sehr tief halten. Dennoch werde ich mir demnächst eine Kamera kaufen, die bereits einen klappbaren Monitor hat; ein Ausrüstungsmerkmal, das bei den sogenannten Profi-Kameras noch nicht vorhanden ist.

Vor dem Fotografieren zuerst die Tiere beobachten

Neben der Überlegung, welchen Standpunkt man einnehmen will, gehört das Beobachten der Tiere mit zu den wichtigen Dingen bevor man loslegt. Was machen die Tiere, wie laufen sie, wie fressen sie, was machen sie untereinander, wie stehen sie da, und und und.
Diese Dinge muss man sich als Fotograf bewusst machen um später bei der Auswahl der Fotos auch solche auszuwählen, die die Eigenart der Tiere am besten wiedergeben können.

zwei schwarze Galloway Rinder vom Bauernhof Bertelemühle, Günzburg

Galloway Rinder • Bertelemühle, Günzburg

Als Tierfotograf braucht man Geduld

Geduld. Ja Geduld braucht man in der Tierfotografie. Zum einen können die Tiere sehr neugierig sein und sie sitzen einem quasi ständig auf dem Schoß oder aber sie sind schüchtern bzw. folgen ihrem Fluchttrieb und halten ihre Fluchtdistanz ein. Beides kann man nur mit Geduld erreichen.
Ob ein (Tier-)Foto gelungen ist, hängt von der Einstellung des Fotografen ab. Was sucht er, was bedeutet ihn das, was er fotografiert, was will er zeigen, das Wie ergibt sich aus der Beantwortung dieser Fragen.

Zicklein

Zicklein • Reimehof, Wallsdorf

Die Tierfotografie macht mir sehr viel Freude. Ich lerne stets Neues dazu. Muss all mein Können aufbringen damit ich gute, ansprechende Fotos bekomme und weiß vorher nie, wie es diesmal sein wird, wenn ich den Tieren gegenüber stehe bzw. ich liege ja meistens.

Ihr Landfotograf
Eberhard J. Schorr

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